Schwachstellen schnell beseitigen
„Die Zeit zum Darüberreden ist vorbei. Wir müssen jetzt auch mal anfangen zu handeln“, findet Michael Praest klare Worte. Dass die zwölf Frauen und Männer wurden in der Doppelveranstaltung für die beiden Corona-Jahre 2020 und 2021 für ihre insgesamt 575-jährige Treue zum örtlichen CDU-Gemeindeverband ausgezeichnet. Kommune in ihrem Klimaschutzkonzept die Erstellung eines Radwegekonzepts, wie es die Fraktion bereits vor Jahren beantragt hatte, verankert hat, freut den leidenschaftlichen Pedalritter zwar. Aus seiner Sicht spreche aber nichts dagegen, offensichtliche Schwachstellen bereits vorab abzustellen, um für Radfahrer den Verkehrsalltag auf der Straße etwas einfacher und vor allem sicherer zu gestalten.
Warten, bis das Konzept erstellt ist, hält auch Fraktionschefin Monika Düsing für eine wenig sinnvolle Option. „Sämtliche Punkte, hinter denen wir dann schon einen Haken setzen können, weil wir sie bereits umgesetzt haben, verschaffen uns etwas Luft“, meint Düsing. Und: Das Henne-Ei-Prinzip müsse durchbrochen werden. Den Ausbau beziehungsweise die Optimierung des Radwegenetzes so lange auf die lange Bank zu schieben, bis sich mehr Menschen aufs Rad schwingen, scheint ihr wenig praktikabel. Schließlich zögere mancher deswegen mit dem Umstieg vom einen auf das andere Verkehrsmittel, weil die Rahmenbedingungen nicht stimmten.
Potenzial, mit ersten Maßnahmen den Weg dahingehend zu bereiten, dass sich ein stärkeres Bewusstsein pro Rad einstellt, sehen die Christdemokraten an verschiedenen Stellen im Gemeindegebiet. Warum nicht einen Parkstreifen der Bentelerstraße zwischen Haupt- und Hans-Böckler-Straße als Radweg markieren, um so einen Lückenschluss zu vollziehen? Warum nicht mehr Fahrradstraßen? Antworten auf diese Fragen ließen sich nach Ansicht der CDU problemlos mit Ja beantworten.
Bei allem Tatendrang halten auch die Langenberger Christdemokraten ein Szenario, bei dem selbst Berufspendler für längere Arbeitswege das Auto gegen ein Rad eintauschen, für Zukunftsmusik. „Dafür müssten auf höherer Ebene noch ganz andere Bedingungen geschaffen werden“, erläutert Michael Praest. Zunächst müsse es darum gehen, grundsätzlich die Lust aufs Zweirad zu wecken. Sei es für die Fahrt zum Bäcker oder innerorts zum Einkaufen. „Wer einmal schlechte Erfahrungen gemacht hat, überlegt es sich zweimal, ob er das nächste Mal wieder in die Pedale tritt“, sagt Praest.
Ergebnisse sollen in Konzept einfließen
Langenberg (lani). Mit ihrer Einschätzung, dass hinsichtlich des Radwegenetzes an mancher Stelle Handlungsbedarf besteht, steht die CDU nicht allein da. Im Zuge einer laut Michael Praest repräsentativen Umfrage im Zuge der Biertage und in den Tagen darauf hatten sich rund 90 Bürger der Gemeinde zurückgemeldet und ihren Eindruck über den Zustand und Umfang der Gegebenheiten für Velos geschildert. Die Ergebnisse hatte daraufhin Alexandra Lewe, Sachkundige Bürgerin der CDU, aufbereitet und in Form gegossen.
Die entstandene Präsentation solle möglichst in das Radwegekonzept der Gemeinde, das derzeit erstellt wird, einfließen, sind sich Michael Praest und Monika Düsing einig. Das seien wichtige Erfahrungswerte, auf die man ohne viel Mühe zurückgreifen könne. Entsprechend werde man die Ergebnisse gern weiterleiten.
Zwar sei auch von der Verwaltung eine gemeinschaftliche Befahrung des Streckennetzes angekündigt gewesen, um sich ein Bild von der Materie zu machen. Ob diese bereits stattgefunden hat oder noch aussteht, wissen die CDU-Fraktionsmitglieder indes nicht. „Wir wären dann jedenfalls nicht dabei gewesen“, meint Praest.
Hintergrund
Der Umstieg vom Auto aufs Rad bietet laut Langenberger CDU das größte Potenzial zur Einsparung von Treibhausgas. Unter dem Motto „Verkehrswende“ hatte sie eine Umfrage vorgenommen, an der 96 Personen – Frauen und Männer aller Altersgruppen – teilgenommen haben.
Die Mehrheit gab an, das Mobilitätsverhalten bereits geändert zu haben. Drei Viertel der Befragten teilten mit, unter bestimmten Voraussetzungen auf den typischen Zweitwagen verzichten zu können.
Ebenso eindeutig fiel das Votum zugunsten von mehr Fahrradstraßen im Gemeindegebiet aus. Dies befürworteten 65 der 96 Befragten.
Potenzial für Fahrradstraßen wird unter anderem auf der Mühlenstraße Richtung Batenhorst und auf der Bergstraße gesehen.
Die Beschaffenheit des Radwegenetzes in Langenberg hinkt nach Ansicht der Teilnehmer der Umfrage hinter der des Streckennetzes auf Kreisebene hinterher. Im Schnitt gaben die Befragten die Schulnote 3-.
Dringender Handlungsbedarf wird an den Radwegen Richtung Bokel (entlang der Rietberger Straße) und Mastholte (entlang Graft- und Vornholzstraße) gesehen. Innerorts fehle ein Lückenschluss an der Bentelerstraße. Gleiches gelte für die Liesborner Straße in Benteler, lauteten mehrere gleichlautende Einwände von Umfrageteilnehmern.
Rund die Hälfte der Befragten spricht sich für ein generelles Tempo 30 innerorts aus.
Auf die Frage nach Gefahrenstellen im Gemeindegebiet taucht bei der Umfrage immer wieder das E-Center auf. Aber auch entlang der Bundesstraße, am Selhorster Kreisel, an der Rietberger Straße (fehlende Beleuchtung), und auf der Hauptstraße in Höhe der Kirche fühlen sich einige der Befragten auf dem Rad unsicher.
Auf die Frage danach, wie Radfahren in Langenberg attraktiver gestaltet werden könne, antworten viele der Teilnehmer ähnlich. Dem Verkehrsmittel müsse hinsichtlich der Streckenführung und -nutzbarkeit mehr Gewicht eingeräumt werden. Darüber hinaus sprachen sich mehrere Personen für mehr Fahrradleih- und -abstellmöglichkeiten aus.